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Jetzt herunterladenDer Erfolg eines Produktes wird maßgeblich von seiner Kernfunktionalität bestimmt. Diesen Fokus gilt es zu erarbeiten, allen Beteiligten zu vermitteln und konsequent beizubehalten.
von Tobias Nestler, Lesezeit: 4 Min.Ohne Fokus hat Euer Produkt zwar viele Features, aber nicht genau die Features, die Nutzer wirklich brauchen. Klarheit über die Kernfunktionalität Eures Produktes hilft allen Beteiligten, in die gleiche Richtung zu arbeiten. Wenn Du den Eindruck hast, dass Ihr an zu vielen Stellen gleichzeitig arbeitet, solltet Ihr einen Schritt zurücktreten und Euch noch einmal genau fragen, was im Kern Euer Produkts ausmacht.
Ein fehlender Produktfokus entsteht zumeist durch eine unscharfe Trennung zwischen Produktentwicklung und durch einzelne Kunden getriebene, individuelle Produkterweiterungen bzw. -adaptionen. Gebt ihr diesen Kundenwünschen zu schnell nach, steuern die Kunden den Fokus und nicht ihr selbst. Ähnliche Effekte können auftreten, wenn interne Stakeholder unterschiedliche Ansichten bzgl. des Produktfokus haben.
Theoretisch ist uns allen klar, dass es die Trennung zwischen Produktentwicklung und durch einzelne Kunden getriebene, individuelle Produkterweiterungen bzw. -adaptionen bedarf. Sie einzuhalten ist jedoch für viele Produkthersteller speziell im B2B Umfeld nicht so einfach. Kunden haben spezielle Wünsche, die nicht im Fokus des eigentlichen Produktes liegen.
Die Auswirkungen sind unterschiedlich:
Bestimmen einzelne Kundenanforderungen Eure Produkt-Roadmap, so wird Eure Produktvision zunehmend verwässert. Das Verständnis weicht auf, was im Kern Euer Produkt leistet und was nicht. Individuelle Anpassungen und Erweiterungen müssen durch Sonderfälle im Code abgedeckt werden. Wartungsaufwände steigen durch die Handhabung unterschiedlicher Varianten und Versionen. Selbst Release-Prozesse und Update-Strategien sind nicht mehr einheitlich umsetzbar. Das Onboarding neuer Kunden wird zunehmend aufwendig, kostenintensiv und verhindert schnelleres Wachstum.
Kurzum: Fokus geht verloren, die Komplexität in der Entwicklung steigt und Eure Liefergeschwindigkeit für neue Features nimmt ab.
Nicht selten ist der genaue Fokus des Produkts, d. h. was ist enthalten und was nicht, nirgends genau dokumentiert. Die Festlegung des Fokus und die kontinuierliche Weiterarbeit daran ist eine zentrale Aufgabe jedes Produktherstellers. Dieser Auftrag kann und darf nicht an Kunden abgegeben werden. Ist das Kernprodukt als solches bei Euch nicht klar definiert, so ist dies der erste Schritt.
Um ein gemeinsames Verständnis über die Produktvision zu schaffen, sollten Vertrieb, Produktmanagement, Entwicklung und Service eng zusammenarbeiten. Nutzt als Unterstützung Methoden wie User Story Mapping oder Value Proposition Canvas. So entwickelt ihr gemeinsam, was Euer Produkt im Kern ausmacht. Silodenken in diesen Abteilungen ist eine ernste Gefahr für den Produkterfolg. Nur, wenn alle Abteilungen gemeinsam die Funktionalität definieren, kann ein gutes Produkt entstehen. Fragt im Verlauf des Prozesses Eure Kunden (bspw. in Form strukturierter Interviews), wo sie den zentralen Mehrwert Eures Produktes sehen. Schlussendlich: Macht das Ergebnis für alle Beteiligten sichtbar.
Ist die Produktvision sowie das Kernprodukt für alle klar, so braucht ihr ein starkes Produktmanagement, dies konsequent umzusetzen. Aufkommende Feature-Requests werden dabei über mehrere Kunden hinweg erfasst, konsolidiert und bewertet. Die Bewertung umfasst neben der reinen Machbarkeit einer Implementierung auch den zu erwartenden Mehrwert für alle Nutzer Eurer Software, die Nutzbarkeit dieser Funktionalität als auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit seiner Umsetzung.
Sind die Bewertungskriterien erfüllt, so ist der Feature-Requests ein Kandidat für das Kernprodukt. Sind sie nicht erfüllt, braucht es Strategien, mit diesen Wünschen umzugehen. Diese reichen von der Trennung der Entwicklungsteams für Kernprodukt und kundenspezifischer Anpassungen über den Aufbau eigener Professional Service Abteilungen bis hin zur Auslagerung der kundenspezifischen Anpassungen an Integrationspartner oder sogar den Kunden selbst. Solche Strategien sind einerseits organisatorisch abzubilden. Sie sind aber in gleichem Maße auch eine Frage der passenden Softwarearchitektur. Die notwendige Erweiterbarkeit und Konfigurierbarkeit gilt es technologisch sicherzustellen. Hierfür bedarf es geeignete Abstraktionsschichten, Erweiterungsmechanismen und stabile Schnittstellen, um die klare Trennung zwischen Produktkern und kundenspezifischen Erweiterungen konsequent umzusetzen.
Um mehr über die tiefgreifenden Auswirkungen von Komplexität und individuellen Kundenanforderungen auf Softwarehersteller zu verstehen, empfehlen wir die Podcastfolge Das Kryptonit für Softwarehersteller: Komplexität und Individualaufträge, welche relevante Einblicke und Lösungsansätze zu diesen Herausforderungen bietet.
Kommen Euch die hier beschriebenen Themen bekannt vor? Dann empfehlen wir Euch unseren Development Benchmark. Im E-Paper gehen wir vertiefend auf diese Aspekte ein und versorgen Euch mit weiteren Tipps und Handlungsempfehlungen. Auch zeigen wir Euch weitere relevante Einflussfaktoren auf eine performante Software-Produktentwicklung.